So sitzen wir hier also, die Jungs von Salt & Silver, der Drink und ich. Neben uns geht’s raus zur selbst gebauten Taqueira und dem Kräutergarten, den Cozy hochgezogen hat. Nett haben sie es sich hier gemacht, richtig familiär. Um uns herum klirren Glaswürfel in den Gläsern, Gespräche und Gelächter schwirren in der Luft.

So Jungs, das wievielte Interview ist das jetzt in den letzten zwei, drei Wochen?
„Puuh, das Zwanzigste? Dreißigste? Keine Ahnung. Aber egal, ist ja cool, wenn man über sein Baby sprechen kann.“

Was habt ihr eigentlich vor eurem Baby gemacht, ihr seid keine gelernten Köche, oder?
„Nein. Ich bin Art Direktor und Cozy ist Kameramann und Photograph.“

Aber du hast die Texte fürs Buch geschrieben, Jo?
„Ja, habe ich. Das hab ich zwar nicht gelernt aber in meinem Job als Art Director ist drüber reden und drüber schreiben nicht soweit voneinander entfernt. Ist alles gar nicht so ein Hexenzauber. Einfach mal sich trauen und machen.“

Und warum der Name Salt & Silver?
„Na, was glaubst du? (Ich überlege) Salz kommt sowohl beim kochen als auch im Meer vor. Silber sieht die Wasseroberfläche beim surfen aus, daher übrigens auch der Name der Surfer Marke Quicksilver. Die Fische im Meer sind silbern, du hast dein silbernes Messer beim Kochen dabei. Ausserdem wollten wir einen Namen, der vielen Projekten Platz lässt. Das Dach breit bauen sozusagen. Der Name wird auf jeden Fall ganz gut angenommen.“ (Wollt ich gerade sagen)
SALT & SILVER

Ja, Cozys Hals hat den auch sehr schön angenommen, wie ich sehe. Und was ist mit dir, wo trägst du ihn an dir? Jo ist es ein bisschen unangenehm, dass er hinterherhinkt. “Kommt, hab nur noch nicht die passende Schriftart gefunden.“

Euer Werk ist ja kein Standard Kochbuch. Wie kam das eigentlich alles – Reisen, Surfen, Kochen? Erzählt mal.
„Wir kochen beide schon seit unserer Jugend gerne, in unseren Familien wurde immer viel gekocht und später ging das Interesse eben über Nudeln in Topf schmeissen hinaus. Vor zwölf Jahren haben wir uns kennengelernt, sind immer in Kontakt geblieben und beide aus beruflichen Gründen nach Hamburg gekommen. Und das echt gerne, Hamburg bockt total.
Jo: Nachdem ich ein bisschen gereist bin, hab ich bei JVM angefangen – nach fünf Jahren hatte ich mein Ziel Art Direktor zu werden erreicht und irgendwann wurde es mir ein bisschen langweilig und ich bekam einfach Bock auf was Neues. Cozy: Ich hatte zeitgleich mein Praktikum in Barcelona beendet und beim Film witzigerweise parallel an den gleichen Jobs wie Jo gearbeitet. Ich muss ehrlich gesagt – Hust – immer noch mein Bachelor in Cinemagraphie fertig machen…“

Wir bekommen Drinks serviert. Etwas exotisches, flambiert mit Grapefruit Limo. „Palomavariation“ – Mmmh.. oh, Tequila!

„…um mal zum Punkt zukommen. Wir waren dann irgendwann in Portugal zusammen surfen, die Kochbuchidee gab es schon länger und wir wollten einfach gerne unsere Skills in einem Projekt vereinen. So ist die Idee zum Trip entstanden. Wir haben ein 40 Seiten pdf erstellt, um den Support zu bekommen, den wir dafür brauchten. Man muss dazu sagen, wir sind vorab ein Jahr lang immer wieder zusammen verreist und haben eine Art Testphase gestartet, haben uns auf Märkten umgeschaut, Geschichten und Leute gesucht und besucht, gefilmt, mit denen gekocht und gelebt. Die Menschen dort sind alle sehr offen, freuen sich total, dass man sich für ihre Kultur interessiert und ihre Sprache spricht, ein Muss um Kontakte zu knüpfen. Die Social Media Krake haben wir genutzt, um die Leute mit aktuellen Videos und Fotos zu beliefern, uns eine Fanbase zu schaffen, die merken sollte “Ey, die meinen das Ernst.“ So hat die Idee ein Gesicht bekommen und dadurch fanden sich dann Sponsoren wie Blue Tomato oder GoPro. Nach sechs Monaten meldeten sich dann schon die ersten Verlage und gen Ende der Reise waren schon die Medien im Spiel und es war klar, das Buch kommt raus. Nach unserer Rückkehr und Päuschen an Weihnachten ging es los mit der Produktion.“

Ein starkes Konzept. Trotzdem ging es seitdem extrem schnell. Wie das?
„Wir haben schon ordentlich Gas gegeben, war aber auch jede Menge Arbeit, mehr als wir dachten. Die Illustrationen von den lateinamerikanischen Tattooartists und Surfspots der Locals waren gar nicht so einfach zu kriegen, erreich die mal. Aber jetzt haben wir alle und die gesamte „know ledge“ im Buch. Wir konnten dank unserer Jobs alles selbst gestalten aber ohne unsere Freunde, die alle geholfen haben, wär es niemals so schnell gegangen. Von der Idee bis zum Release hat es drei Jahre gedauert. Wir wollten unbedingt, dass das Buch zum Sommer rauskommt, wenn alle Bock aufs Reisen haben.“

SALT & SILVER

Nur die deutsche Bürokratie bremst manchmal den schönsten Projektwahn aus, wie sie kürzlich in ihrer Taqueira feststellen mussten.

„Unsere Schwäche ist ja, dass wir immer denken, man kann alles machen, total frei ist und so.“

Das ist eine Schwäche?
„Manchmal schon. Da kommt dann das Ordnungsamt und meint “Tacos? Ihr habt keine korrekte Abzugshaube (20.000€), kein Waschbecken, ihr könnt hier gar nix grillen!“ Und wir stehen da so „Aber wir wollten doch nur Tacos machen.“

Verstehe. Etwas blauäugig also. Und nu?
„Machen wir Cevice. Immer flexibel bleiben. Weisst du, das Spielfeld was man dir gibt, auf dem musst du eben spielen können. Aber wir arbeiten an einer Lösung.“

Apropos Ceviche. Der Barbesitzer des „Kleines Phi“, Philipp hat zeitgleich zu Eurem Buch Release die Bar eröffnet. Was ein glückliches Timing, reiner Zufall?
„Ja, schon. Unser PR-Mann Janni hat uns mit Philipp bekannt gemacht und wir haben uns angefreundet. Hier in der Bar gibt es eine Küche, Philipp wollte das natürlich gern nutzen und so wurden wir quasi das Food Konzept der Bar. Ein fester Termin ist jetzt der Ceviche Thursday. Wir basteln immer an Ideen, was man noch alles machen könnte.“

Ceviche, das Gericht aus rohem Fisch ist schnell zubereitet. Wie ist das bei den Rezepten in eurem Buch?
„Der Focus im Buch liegt nicht, wie vielleicht vermutet auf Streetfood, sondern vielmehr auf der gesamten Küche Lateinamerikas. Unterteilt und markiert in fünf Kategorien – Veggie, Low Budget, Slow Food, Beachfood und Fast Food.“

SALT & SILVER

Diese ganzen Rezepte, wie und wo habt ihr die eigentlich gekocht, ausprobiert und getestet, bis sie reif fürs Buch waren?
„Einige direkt auf der Reise, andere haben wir Zuhause in unserer WG nochmal gekocht. Teilweise sogar zweimal, bis es perfekt war. Wir haben jeden Tag Freunde eingeladen, immer für mindestens vier Personen pro Rezept gekocht. Wir hatten die Hütte voller Essen. Da war auch noch mal richtig Investition angesagt. Geshootet wurde auf der Reise direkt beim Kochen am Strand und im Food Studio von Freunden. Das waren ganz schön lange Sessions. Aber es hat sich gelohnt.“

Gestritten wird sich übrigens nie – diskutiert ständig. Da es immer der Sache dient, ist es nie persönlich und die beste Lösung für alle gibt es am Ende immer. Dank optimaler Ergänzung sind die beiden sowas wie ein Dreamteam. Cozys große Leidenschaft gehört auf jedem Fall dem Kochen. Sein Gesicht strahlt, als er davon erzählt, wie er beim Essen gehen als erstes versucht einen Blick in die Küchen der Restaurants zu erhaschen.

„Ich spür es einfach derbe krass, das meine Zukunft und mein Herz am Kochen hängen. Ich beschäftige mich grad wahnsinnig viel mit dem Thema. Mein großer Traum ist auf jeden Fall ein eigener Laden mit großem Team und allem drum und dran.“

Bis es soweit ist, kann man Euch generell für Food Events buchen?
„Ja, wir gucken uns das individuell an und entscheiden dann Jupp oder Nope.“

Bei soviel rumprobieren habt ihr ja nun ne´ Nase für gute Küche. Wo geht ihr eigentlich selber gerne nen Happen essen und wo gibt’s die schönsten Tattoos in Hamburg?
„Wir gehen gerne zu dem kleinen Vietnamesen in der Karolinenstraße Xeôm. Und zu Slim Jims.
Gute Tattoos gibt es bei Uptown Danny in der Alte Liebe und bei Susanne König. Sie tätowiert bei Immer und ewig.“

In die Zukunftskarten lassen sich Salt & Silver allerdings nicht schauen. „Immer Bock auf Neues, immer viele Eisen im Feuer haben, niemals Monotonie“, so beschreibt Jo ihren Spirit. Ob das jetzt Reisen, eine Foodkolumne oder weitere Kochbücher werden – who knows?

Mehr über die Jungs, das Buch & Projekte findet ihr hier:
www.saltandsilver.net
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Credits: Salt & Silver
SALT & SILVER