Moin Jörg. Für alle, die Dich noch nicht kennen. Wer bist Du und was machst Du?
Ich bin: Holzarbeiter. Geschichtenerzähler. Künstler. Galerist. Familienmensch. Ich habe schon immer Kunst gemacht, irgendwie und stets auf Umwegen. Erst seit 2004 allerdings unter dem Namen Alex Diamond (lange Geschichte). Vor 15 Jahren habe ich dann die Galerie heliumcowboy artspace am Schlachthof eröffnet (auch eine lange Geschichte). Inzwischen bin ich mit der Galerie und meinem Atelier in den Bäckerbreitergang 75 in der Neustadt gezogen. Eine perfekte Lösung, wenn man wie ich gleich zwei Jobs macht.
15 Jahre Heliumcowboy Artspace. Was passiert da aktuell?
COWBOYLAND passiert da – eine Jubiläumsausstellung mit 55 Bildern von 55 Künstler aus aller Welt. Künstler, die mit heliumcowboy Geschichte und Geschichten teilen, Legenden und Weggefährten, aber auch viele Neuentdeckungen und junge Talente, die ich unbedingt mal in Hamburg vorstellen wollte. Die Spannbreite reicht von weltbekannten Superstars und vertrauten Gesichtern bis hin zu den möglichen Helden der Zukunft. Ich bin wahnsinnig stolz, wie gut das hier alles passt in den Räumen. Ganz tolle Arbeiten, die man in dieser Zusammenstellung und besonderen Form der Präsentation so schnell sicherlich nicht wieder sehen wird … von der Organisation her ein logistischer Alptraum, aber es hat sich gelohnt. Man kann noch bis zum 26. August gucken kommen, immer Donnerstags und Freitags von 13-18 Uhr. Und wir machen noch eine Finissage, am 25. August. Ich hab auch zu jedem Bild und jedem Künstler eine persönliche Geschichte parat.
Warum Hamburg und nicht… ?
… ein einsamer Ort in der nordamerikanischen Wildnis, eine Hütte am Meer? Weil Hamburg eine gute Stadt ist, für viele Dinge, und sie ist zusammen mit meiner alten Heimat Köln meine deutsche Lieblingsstadt. Hier kann man sehr gut Kunst machen und seine Kinder großziehen, Freundschaften bedeuten noch was, die Stadt ist grün und häufig schön. Und viele Menschen in meinem Umfeld hier sind sozial engagiert, positiv kritisch und beleben wichtige Diskussionen. In Hamburg zu leben, das hat sicher viele gute Gründe. Kann sich aber ja noch ändern, die Hütte am Meer bleibt ein Ziel. Zumal die Hamburger lieber Kunst gucken, als Kunst kaufen. Das ist hier echt ein hartes Brot, das hat hier schon Tradition.
Köche und Deine Kunst – wie kommt es zu dieser Verbindung?
Ich habe über die Kunst tatsächlich schon fast unverhältnismässig viele auch sehr bekannte Köche kennengelernt, die entweder meine eigenen Arbeiten wertschätzen oder die anderer Künstler, die ich bei heliumcowboy zeige. Es gibt da sicherlich Ähnlichkeiten in der Herangehensweise von Köchen und Künstlern, an ein besonderes Gericht bzw. ein Bild. Ich glaube auch einfach, dass beides sehr gut zusammenpasst. Essen und Kunst ist einfach eine tolle Ergänzung zueinander und Köche verstehen das.
Du machst nicht nur in Kunst, sondern auch in Möbel. Wie das?
Ich arbeite gerne mit Holz, schon unendlich lang. Das ist einfach mein Material. In meiner Kunst hat das zunächst mit größeren Installationen begonnen, inzwischen ist bei mir aber fast alles aus Holz. Möbel baue ich am liebsten aus Resten von Installationen und aus historischen Baustoffen, alles absolute Unikate, aber alltagstauglich, klar. Als nächstes ist der Komplettneubau unserer Küche zu Hause dran, ich hab dafür schon ein paar hundert Kilo alte Scheunen- oder Stadelbretter aus dem 19. Jahrhundert in der Werkstatt liegen.
The Bronco Buster Revisited (2017). Wandskulptur. Holz, Acrylfarbe, Kunstharz. 48 x 48 x 65 cm
Wo gehst Du gerne essen und warum ausgerechnet da?
Heutzutage diktieren das Restaurant ja meist die Kinder. Unsere beiden Jungs sind vom Alter her auch etwas auseinander, da findet sich die Schnittmenge meist beim Burger. Wir wohnen im Grindelviertel, da ist aber auch vieles andere im Angebot und Du kannst eigentlich in keinem Restaurant wirklich was falsch machen. Ich habe aber auch tatsächlich kein Lieblingsrestaurant – ich bin ein großer Fan von einer handwerklich guten Küche, die von Leidenschaft und natürlichen Zutaten lebt und trotzdem nicht Schickimicki ist. Und da sind wir in Hamburg zum Glück ganz gut aufgestellt. Wer mich da in den letzten Jahren echt umgehauen hat, ist übrigens Tim Mälzer. Den durfte ich über seine Liebe zur Kunst persönlich kennenlernen – und der Mann versteht mich und vor allem mein Bedürfnis nach Fleisch einfach perfekt.
Den Kochlöffel selber schwingen. Tust Du das ab und an?
Nicht ab und an, sondern fast täglich – die Familie bekoche in der Regel ich. Am Wochenende gerne mal etwas aufwändiger, unter der Woche dann eher pragmatischer. Aber auch hier gilt – kein Chi-Chi, sondern aufrichtige, leidenschaftliche Küche mit natürlichen, gesunden Zutaten. Der größte Vorteil aus unserer Rollenverteilung: ich koche, die anderen machen den Abwasch. Sobald das Essen auf dem Tisch steht, ist meine Arbeit getan.
Du machst die besten… ?
Pulled Pork Burger. Sagt meine Familie. Die sind noch etwas besser geworden, seit mir mein Ältester nicht ganz uneigennützig einen Slowcooker zu Weihnachten geschenkt hat. Da mache ich alles selber, auch die Buns und den Coleslaw und die Barbecue-Sauce. Anders geht das auch gar nicht.
Bier oder Whisky?
Bier. Auch hier: mit Leidenschaft und natürlichen Zutaten handgemacht. Damit bekommst Du mich immer. Im Herbst kommt übrigens auch mein zweites eigenes Künstler-Bier raus. Das ist ein Projekt von mir und Oliver Wesseloh von der Kehrwieder Kreativbrauerei, unser erstes war letztes Jahr \\\“The Dirty Hands Of Alex Diamond\\\“, sehr stark und sehr dunkel und sehr lecker. \\\“Workman\\\’s Porter\\\“ haben wir es passend genannt, denn da steckt ´ne ganze Menge Handwerk und ehrliche Arbeit drin.
Fleisch oder Gemüse?
Beides. Aber bei mir gibt es das Gemüse immer ZUM Fleisch DAZU. Das zeigt ja schon die Priorität. Fisch ist aber auch ganz toll.
Irgendwann ist auch ma´ gut. Wie und wo fährst Du Dich in Hamburg runter?
Zuhause, bei meiner Familie. Wir haben einen supergemütlichen Balkon, gerade im Sommer ist das Naherholung im Grünen pur. Oder in der Küche, da gehts auch. Und: Auf der Gegengerade am Millerntor. Und beim Basketball spielen. Oder am Sandsack. Zum richtigen Runterkommen allerdings verlasse ich die Stadt komplett. Am liebsten fahre ich dann raus in die Natur, ans Meer oder zu meinem besten Kumpel Mario an die Schlei. Viel zu selten allerdings.
Fotos:Julia Schwendner
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