Sommer in Hamburg, Zeit Honig zu ernten. Zuvor geraten wir eines Abends im Wohlers Hamburg mit Macher Ivo ins Quatschen. Er macht seit diesem Jahr auch in Imker. Direkt beim Klövensteen Zuhause halten er und Wiebke zwei Bienenvölker mit auf dem Waldgrundstück nebenan. Noch neu im Geschäft aber schon voll dabei, hat er diese von einem Freund und Imker Pro übernommen, bei Problemen gibts ’ne Standleitung. Nun steht die zweite Ernte ins Haus, wir sind live dabei und ein wenig aufgeregt.

Waben entnehmen

Erste Instruktionen erfolgen, während Ivo und Wiebke in ihre Schutzanzüge schlüpfen und einen kleinen Waldbrand inszenieren. Ähnlich einem Priester mit Weihrauch schwenkt Ivo eine Art Dampfkessel. Wieso das? „Damit die Bienen denken, es brennt und im Bienenstock bleiben“, klärt Ivo auf. Außerdem sollen wir auf den Sound achten, der ändert sich, sobald 80.000 Bienen sauer werden. Wir marschieren los, mit respektvollem Abstand in kurzen Hosen. Auf einer Lichtung steht der Bienenstock aus drei Zargen, wie Honig- und Brutraum heißen. Die sind mit einem Gitter voneinander getrennt, damit nur Arbeiterbienen zum Honigraum durchkommen, nicht aber die dicke Königin, die dort sonst Eier legen würde. Das darf und soll sie im Brutraum tun, was später gecheckt wird. Wir entnehmen einem Volk Honigwaben, bürsten letzte Bienen ab, dann fix ins Haus damit. Das zweite Volk wird geschont, hat es sich doch erst kürzlich eine neue Königin gezogen und ist in der Aufbauphase, d. h. wir klauen keinen Honig. Wieso neue Königin? Die alte ist mit der Hälfte des Volkes ausgezogen, um der neuen Platz zu machen. Die muss erst wachsen, zum Hochzeitsflug ansetzen, sich begatten lassen, Eier legen und das Volk wieder aufzubauen. Okay, sie hat den Honig nötiger als wir.

Honig schleudern

Im Haus verstummt das Summen. Wobei man immer meint, ein Latentes im Ohr zuhaben. Wir wiegen die goldgelben Waben, die in unterschiedlicher Tönung im Sonnenschein schillern. Ein Indiz dafür, dass die Bienen unterschiedliche Blüten angesteuert haben. Bis zu 2,3 kg bringt eine auf die Waage. Nicht schlecht. Im Vergleich hebt sich eine Leere wie 100 Gramm. Anschließend wird mit dem Schaber entdeckelt und die Waben gehen in die Schleuder, die per Hand in gleichmäßigem Rhythmus gekurbelt wird. Meditativ. Der Honig läuft durch mehrere Siebe und schafft es am Ende auf stolze 15 kg. Anschließend geben wir die Waben zurück in den Stock und checken Volk Nr. 2. Welche Waben sind mit Honig gefüllt, ist er reif und trägt einen vorbildlichen Wachsdeckel? Ist die Königin fleißig oder schlüpft gerade sogar eine Biene? In der Tat.

Feind und Freund

Wie steht’s mit natürlichen Feinden? Die Hornisse ist einer. Heiß auf das Filetstück teilt sie die Biene in zwei Teile und nimmt sich das Muskelfleisch nahe der Flügel. Allein der Gedanke daran weckt Ivo´s Mutterinstinkte: „Die soll abhauen!“ Ein anderes Problem ist der Bienenparasit Varroamilbe. Achtung, jetzt wird’s eklig. Die dockt sich in der Brutzelle an die Larven, wächst mit ihnen und saugt Körperflüssigkeit aus. Doch kein Zuckerschlecken, die Natur. Freundlicher ist die hauseigene Bienenweide vorm Haus. Ein langes Stück Wegesrand umfunktioniert zur Wildblumenwiese. „Die Pacht habe ich bei der Stadt beantragt. Das ist wichtig, damit der Bereich nicht platt gemäht wird“, lacht Wiebke. Zurück im Haus frage ich, was mit den Wachsresten wird. Kann man daraus noch etwas machen? Eine Haarkur? „Nimm gerne mit, wir sind gespannt“, grinst Ivo. Wird schon schief gehen. Grüße, Eure Britney Spears.

Unsere Arbeit ist damit getan. Winterschlaf halten Bienen zwar nicht, nutzen die kalte Jahreszeit aber zum Aufbau des Volkes. Jetzt bekommen sie auch eine Extraportion Zucker zugefüttert, um stark genug durch den Winter zu kommen. Die Trachtzeit ist nun bald vorbei und nicht mehr genug Nahrungsquellen für die eigene Honigproduktion vorhanden. Im Frühjahr geht dann alles wieder von vorne los. Danke ihr fleißigen Bienchen.

Fakten

  • 40.000 Bienen pro Stock im Sommer
  • Königin legt bis 1000 Eier am Tag
  • Frühsommer und Spätsommer wird geerntet, variiert nach Tracht und Klima
  • befruchtete Eier werden Arbeiterinnen, unbefruchtete Drohnen