Pilsner Urquell Workshop

Im Wald

Wir kommen in der ersten Station unserer Bartour in der Neustadt an. Michel und Hafen in greifbarer Nähe. Hier erwarten uns Tapstermeister Christian und Bea, die das Wald betreibt. Ein Tapster darf sich jener nennen, der den strengen Tankbier Workshop besteht. „Gar nicht so einfach. Nee, so nicht, noch mal. Nee, das war scheiße, noch mal. Trinken von Morgens bis Abends. Die meinen das todernst“, lacht Bea und besteht am Ende natürlich. So warm wie ihr Lachen, so ist es auch im Wald. Schummrig, der Bartresen von starkem Ast mit Glühbirnen beleuchtet, zart wie bei einem Lagerfeuer. Um die Ecke ein Séparée mit eigenem Zapftisch. „Selbst zapfen, die Leute stehen drauf“, sagt Bea. Schnittchenplatten mit selbst gemachten Obazda und frischem Brot stehen bereit, Tankbier Beauftragter Christian legt los. Erzählt ein wenig zur Herkunft und Geschichte von Pilsner Urquell. Dem ersten Pils der Welt überhaupt.

Das Tankbier

Das tschechische Tankbier, dort „Tankovna“ genannt erfreut sich größter Beliebtheit in der Gastronomie. Berlin hat sechs Anlaufstellen, Hamburg immerhin zwei. Das Prinzip ist simple, aber auch „Revoluzzer“. Frisch gebraut und unpasteurisiert wird es innerhalb von 48 Stunden an die Bars geliefert. Vom Transporter aus, der an einen Feuerwehrwagen aufgrund der verwendeten Schläuche erinnert, geht es direkt in spezielle Vakuumtanks, meist unter der Decke hängend. 250 Liter fasst so ein Tank. Durch Luft zwischen Stahltank und bierbefüllten Kunststoffbeutel, der Frische garantiert entsteht Druck zum Zapfen. Der natürliche CO2 Gehalt wird erhalten, externer Sauerstoff ausgeschlossen. Ergebnis: Leicht und mild, dezent süß das Malz, würzig herb der Aromahopfen. Das Dreimaischverfahren macht es golden und lässt es nach geröstetem Getreide und Karamell duften. Zusätzliche Kohlensäure braucht es nicht, eine weitere Besonderheit. Wesentlich bekömmlicher und leichter im Bauch, sehr angenehm. Ausgefuchst auch die Tafel, die Tag und Tank des Bieres anzeigt. Das sollte nämlich innerhalb von sieben Tagen verbraucht werden. Absolute Qualitäts- und Frischekontrolle. Das Gloria wartet. Nicht nur trinken, sondern selber zapfen sollen wir dort.
Pilsner Urquell Workshop
Pilsner Urquell Workshop

Hladinka, Šnyt und Mliko im Gloria

Die drei Zapfstile des Tankbiers haben für jeden Geschmack etwas dabei. Wir sind gespannt. Das Gloria ist Bar und Café in der Bellealliancestraße, zwischen Schanze und Eimsbüttel. Wo genau die Grenze liegt, darüber streitet man sich, ist aber auch egal. Hübsche Ecke hier und das tschechische Bier und die böhmisch-deftige Küche passen gut zusammen. Was auch so mancher Gast bemerkt hat, das Tankbier ist inzwischen auf Platz 2 im Ranking angekommen. Wir begutachten bereits die Zapfanlage, noch ein zwei Tapas in Mund geschoben, dann wirds ernst. „So, wer traut sich denn an Zapfhahn?“, fragt Christian herausfordernd grinsend in die Runde. Wir. Compagnon Basti stellt sich als Naturtalent heraus und zapft mal eben die drei Varianten durch. „Hab mich früher schon ab und an gern hinter die Bar gestellt, obwohl es nicht mein Job war“, verrät er mir lachend. Ach, daher.

Das kleines Zapf 1×1

Aufgabe 1, das „Hladinka“. 1 Fingerbreit Schaum, relativ herb, kaum Süße. Das Glas in entsprechendem Winkel gehalten, angezählt und zugezogen den Hahn. Ganz einfach also. Na ja. Bier Nr. 2, „Snyt“. 2 Fingerbreit Schaum, etwas milder. „Das wird gern nach einem Meeting genommen. Wasser ist für Fische“, erklärt Christian die tschechischen Gepflogenheiten. Wir zählen lachend und innerlich mit, während die Männer am Hahn drehen. Läuft. Jetzt das sanfte Mliko. Sehr schmaler Anteil Bier, viiiel Schaum, weswegen es an Latte Macchiato erinnert. Süß, buttrig und soft kommt der daher. Fast wie eine Art Dessert. Perfekter Abschluss eines netten Abends, Leuten und Atmosphäre.
Pilsner Urquell Workshop
Pilsner Urquell Workshop

Fakten

Wald
Großneumarkt 45
20459 Hamburg

Gloria
Bellealliancestraße 31-33
20259 Hamburg

Alles über unsere Tschechischen Freunde Pilsner Urquell, die Brauart und sein Tankbier