Friedrich Jürges

Nichts kann uns mehr auf die Nerven gehen, als das die Klinge nicht gleitet. Scharf muss das Messer sein, sonst läuft das nicht beim kochen. Um solche Problemfälle kümmert sich Friedrich Jürges in der Schanze. Seit fast 100 Jahren wetzt man hier Messer und Maschine für Privat- und Gewerbe. Gegründet 1919 von Friedrich Jürges 1, übernommen von FJ2 und mittlerweile in der Hand von FJ 3.
Damals klassisches Handwerksgeschäft mit hauptsächlich Fleischern als Kunde, hat sich das Blatt inzwischen gewandelt. „Fleischer sind sehr viel weniger geworden, gewerbliche Kundschaft hab ich zwar immer noch aber auch viele Privatmenschen, seit dieser ganzen Kocherei und den Kochshows“, erzählt er lachend. Professionelle Köche kommen einmal im Jahr zu ihm, für den Grundschliff ihres eigenen Werkzeugs und auch sonst gilt, „einmal scharf, immer scharf“, man kommt richtig auf den Geschmack. Auch die Qualität wird immer wichtiger. „Zwanzig Gurken braucht niemand, zwei bis drei gute Messer reichen.“

Friedrich Jürges

Friedrich Jürges

Davon gibt es hier reichlich, sie blitzen uns in Reih und Glied von der Wand hinterm langen Tresen aus an. Von klein bis groß hin zum Rundum-Sorglos-Set. „F.Dick – Premier Plus“ rückt uns ins Auge. Die deutsche Manufaktur gehört zu den Besten und ist im Vergleich zu anderen relativ human zum Geldbeutel. Wir wollen es. „Wichtig ist, dass Messer und Griff aus einem Guss sind, mit Kropf und Klingenschutz“, lernen wir und nicken, still an einige unserer Krücken Zuhause denkend. Die würden wir nur zu gern loswerden und hier gegen Gold eintauschen. Das geht sogar, gewissermaßen. Friedrich Jürges nimmt den „Schrott“ entgegen und schmilzt ihn ein, am Ende entsteht daraus ein neues scharfes Gerät. Selbst einen Second Hand Markt hat er in petto. Geschliffene und vergessene Messer warten auf Einsatz und möchten „bitte im Messerparadies abgeholt werden“. Wir räumen innnerlich bereits die Schubladen daheim aus, bereit zum Tauschhandel.

Friedrich Jürges

Friedrich Jürges

Kunst & Gesetzeshüter

Mit Humor und Sinn für künstlerisches nimmt Friedrich Jürges auch die typischen Begleiterscheinungen eines Ladenbesitzers in der Schanze. Die Farbklecksbilder an den Fenstern halten ebenfalls eine nette Geschichte parat. „Das war ein Säureanschlag, radikale Veganer waren unterwegs“, grinst er. Die Versicherung wollte den Schaden nicht beheben, schlussendlich hat das eine Künstlerin übernommen. „Fand sie irgendwie gut und wollte das verschönern, nutzen für ihre Kunst. Seitdem ist das so.“ Doof nur, dass die Polizei sie beim malen störte und erstmal „Hopps genommen“ hat. „Die haben ihr das nicht abgekauft, dass das so soll“, amüsiert er sich. Wir uns auch, das Szenario vor Augen.

„Vaddern“ schmeisst das Geschäft, die Tochter kümmert sich ums wichtige moderne socialising auf Instagram. Der schöne Laden im nostalgischen Look war und ist „Familybusiness“, gehört zur Schanze wie nix gutes und feiert bald seinen 100. Geburtstag. Wir feiern gerne mit. Danach muss man mal weitersehen, sagt er. Wir hoffen sehr auf den 101. Geburtstag und noch viele danach.

Der NDR hat für die NORDSTORY am 30.06. einen Beitrag über die Alteingessenen des Viertels gedreht. Unbedingt gucken!

Fakten

Friedrich Jürges
Schleiferei und Reparatur-Werkstatt
Schanzenstrasse 32
20357 Hamburg
Im Netz und auf Instagram

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