Der Ort

Wir biegen vom Feldweg auf den Hof ab, wo Lina, Hinrich und Promenaden Mischung Wusel uns vorm Haus erwarten. EinStückLand ist genau so, wie man es sich vorstellt – nur nen Hauch moderner. Ein großes Bauernhaus mit ehemaligen Heuboden, Ziegen als Nachbarn, weißen Sprossenfenstern und Terrasse davor. Dort sitzen Lina und Hinrich in gemütlichen Lounge Sesseln und Kaffeeecke und erzählen. Wie kommen eine ehmalige Jura Studentin und ein Bauingenieur und Fotograf zu Restaurant und Online Marktplatz für Galloway Rinder auf dem Land?
Angefangen hat alles mit Hinrichs Eltern. Landwirte, die die Rinder „als Hobby“ hielten, mit der Vermarktung nicht mehr hinterher kamen und die Abnehmer auf dem Land weniger wurden. So kamen Hinrich und Lina ins Spiel und hatten die Idee des Online Versand. „Aus fünf wurden schnell zwanzig Tiere“, erzählt er, der Bedarf war groß, die Konkurrenz klein. Und Lina? Kaum hatten sich die beiden verliebt, waren sie sich schon einig etwas gemeinsam aufzuziehen. Und machten Nägel mit Köpfen. Der Online Marktplatz lief super, warum nicht noch ein Restaurant und Hofladen? „Wir wollten wachsen“.

EinStückLand Esszimmer
EinStückLand Lina und Hinrich

Konzept

Neben Galloways, vertreibt EinStückLand auch Schweine und Geflügel. Das Bentheimer Landschwein ist ein Robustes, welches genau wie die Rinder das ganze Jahr über draußen glücklich sein darf. Die Hühner picken sich über den Hof, den Stall kennen sie nur als Schlafzimmer, das Futter kommt aus eigener Herstellung. Wir besuchen die Rinder auf der Weide, die sie durchs Grasen kurz halten. „Das ist ihr Job und Sinn der Sache“, ein natürlicher Kreislauf. „Komm, komm komm“, ruft Hinrich die Tiere heran. Nur so bekommen wir sie überhaupt alle zu Gesicht, so groß ist ihr Areal. Hinten hüpft ein schneeweißes Highland Junges durchs Gras. „Süß“, denke ich, während mich kurz darauf das schlechte Gewissen packt. Dabei ist EinStückLand die Art, wie Mensch Fleisch essen sollte. Sofern er es eben tut und nicht selber jagt. Geschlachtet wird erst, wenn das Tier komplett verkauft ist. Und das möglichst stressfrei. Maximal vier Tiere werden transportiert, die Nacht davor dient der Erholung. Später lässt sich dann das Wunschpaket im Online Shop aus Teilstücken individuell schnüren. Die Basis bilden aber die Frischfleischpakete (6,5kg). Donnerstags wird umweltfreundlich verpackt, freitags geliefert.

Hofladen Speisekammer
Teilstücke gibt es auch im Hofladen „Speisekammer“, wie auch selbst gemachte Galloway-Salami und regionale Produkte kleiner Betriebe. Selbstgekochte Rinderbrühe, Hackfleisch, das „nicht wässert“. Die Leberwurst hier, besteht aus genau sechs Zutaten: Schweinefleisch, Speck, Schweineleber, Meersalz, Zwiebeln und Gewürze. Zum Vergleich, eine konventionelle (Bio) Wurst hat neun, ca. die Hälfte besteht aus Zucker, Konservierungsstoffen und Antioxidationsmittel.

EinStückLand Bentheimer

EinStückLand Esszimmer

Zeit fürs Essen im Restaurant „Esszimmer“. Ein offener Raum mit Holztafeln, an denen man mit anderen zusammensitzt. „Woran sich manch Dorfbewohner noch gewöhnen muss“, lacht Lina. Die Karte bietet gehobene Küche mit kleinen Portionen beim Menu, welches wir probieren. Frisch gebackenes Brot mit Butter und Wasser gibt es immer dazu. Die Vorspeisen fallen optisch gleich mit der Tür ins Haus. Angebeizter Lachs mit Gurken-Gin-Eis und rohes Fleisch auf grüner Sauce (Chilli-Koriander-Limette), fermentierten Tomaten, Balsamico und Radieschen Relish sehen super aus und schmecken frisch, zurückhaltend gewürzt. Hauptgericht Salbei-Speck ummanteltes Schwein und Gnocchi, die wie perfekte Kartoffel-Plätzchen schmecken auf Jus und Karottenstiften putzen wir so weg. Das Dessert, Holundertartelette mit Kräutereis und Knusperschokolade ist überraschend und gewöhnungsbedürftig zugleich. Ein Küchlein mit geliertem Topping. Reine Geschmackssache, kreativ ist es allemal. Hat Koch Tim doch bereits kurz nach Eröffnung Preise eingeheimst. Wer nicht der Gänge Typ ist, wird a la Carte und auch mit deftigeren Gerichten wie dem Burger (jeden Mittwoch) glücklich. Uns reizt das Gulasch, das merken wir uns fürs nächste Mal vor. Genauso wie Kuchen und Torte am Wochenende. Damit ist der Zeitpunkt der Rückkehr auch geklärt.
EinStückLand
EinStückLand
EinStückLand

Berühmter Kuhstall

Bevor wir abfahren, schauen wir bei Lina und Hinrich Zuhause vorbei, verrückte Geschichte. Auf der Suche nach einer Bleibe, fanden sie die in einem ehemaligen Kuhstall. Dieser ist nicht irgendein Stall, sondern spielte bereits eine Rolle im Film von Detlev Buck. Der Regisseur und Besitzer, der hier aufwuchs wusste nichts damit anzufangen, als sie sich kennenlernten. „Wir brauchen noch ne Wohnung“, erzählte Hinrich ihm. „Jo, machen wir ne Wohnung daraus“. Ist die Geschichte schon grandios genug, ist die Idylle hier kaum auszuhalten. Umgebaut nach eigenen Vorstellungen mit angrenzender Sonnenterrasse, Weide und Bucks Rindern. Mit diesem Bild und Leberwurst im Gepäck fahren wir tiefenentspannt zurück in die Stadt.

Fakten

EinStückLand – Esszimmer, Speisekammer und Online Shop
Segebergerstraße 121
23863 Kayhude

Wer im Esszimmer reservieren möchte, tut das am besten über Open Table.

Öffnungszeiten Restaurant: Di-Fr 17-22h, Sa 13-22h, So 13-19h
Öffnungszeiten Hofladen: Do 16-19h, Fr & Sa 10-15h